Eine Spinalkanalstenose kann eine sehr schmerzhafte Angelegenheit sein, die meist in der Halswirbelsäule und Lendenwirbelsäule auftritt. Weltweit sind 103 Millionen Menschen betroffen. Eine ausreichende Therapie ist nötig, um die Beschwerden langfrisitg lindern zu können.
Was ist eine Spinalkanalstenose?
Bei einer Spinalkanalstenose ist der Wirbelkanal, durch den das Rückenmark mit all seinen Nervenfasern läuft verengt. Somit werden je nach Ort der Verengung verschiedene Nervenwurzeln irritiert und die Informationsweiterleitung ist gestört. Dadurch kommt es zu verschiedenen Symptomen wie Schmerzen, Taubheitsgefühle, Kraftverlust und neurologische Ausfällen in den betroffenen Extremitäten kommen. Am häufigsten tritt eine Spinalkanalstenose in der Hals- und Lendenwirbelsäule auf. Selten tritt dies in der Brustwirbelsäule auf.
Wer bekommt eine Spinalkanalstenose und wieso?
In der Regel tritt eine Spinalkanalstenose bei älteren Personen ab dem Alter von 50 Jahren auf und lässt sich in einem MRT erkennen. Allerdings kann diese Symptomlos sein und ist daher häufig ein Zufallsbefund. Nicht jede Spinalkanalstenose ist schmerzhaft. Eine Spinalkanalstenose kann angeboren oder erworben sein. Bei einer angeborenen Spinalkanalstenose können gewissen anatomische Fehlstellungen die Ursache sein. Allerdings tritt dies nur in 9% der Fälle auf. Bei einer erworbenen Spinalkanalstenose können degenerative Prozesse, Bandscheibenvorfälle oder Traumata schuld sein. Dabei stellt der degenerative Prozess der Wirbelsäule, bei dem sich die Wirbelsäule zurückbildet, also altert, die häufigste Ursache dar. Dennoch lässt sich nicht vorhersagen, ob man Symptome entwickelt. Bei einer Degeneration kommt es zu Umbauprozessen der Wirbelsäule, wodurch es zu Knochenwucherungen kommen kann, die daraufhin den Raum des Wirbelkanals verengen und somit die Nervenwurzel irritiert. Dadurch ist die Reizweiterleitung gestört. Wenn man sich auf einen Gartenschlauch stellt, kommt am Ende auch weniger Wasser raus, so kann man sich das bei einer gestörten Reizweiterleitung der Nerven vorstellen.
Welche Symptome können entstehen?
Die Schmerzen unterscheiden sich, je nachdem ob die HWS oder LWS betroffen ist und wie schwerwiegend die Verengung des Wirbelkanals ist.
Spinalkanalstenose der HWS:
- Nackenschmerzen & Kopfschmerzen: Betroffene leiden häufig unter starken Nackenschmerzen, die sogar zu Kopfschmerzen führen können. Die Schmerzen können auch in die Arme ausstrahlen.
- Motorische Defizite: Es kann zu motorischen Einschränkungen kommen, wodurch bspw. das Anheben einer Tasse ist erschwert.
- Taubheitsgefühl & Kribbeln: in den Armen, Händen und/oder Fingern
Spinalkanalstenose LWS:
- Rückenschmerzen: Betroffenen nehmen einen punktuellen Schmerz im unteren Bereich des Rückens wahr. Diese können auch in die Beine ausstrahlen.
- Motorische Defizite: Eine verminderte Kraft kann zu Einschränkungen beim Gehen oder Stehen führen.
- Taubheitsgefühle & Kribbeln: in den Beinen, Füßen und/oder Zehen
- Veränderung der Blasen- oder Darmkontrolle: In fortgeschrittenen Fällen kann es zu Problemen mit der Kontrolle von Blase und Darm kommen.
Was macht man bei einer Spinalkanalstenose?
Eine Spinalkanalstenose lässt sich durch das Beschwerdebild der Betroffenen und verschiedene Tests feststellen. Allerdings bietet ein MRT eine sehr genaue Darstellung. Dabei lässt sich auch der Schweregrad der Spinalkanalstenose diagnostizieren. Bei Menschen im höheren Alter ist dies häufig ein Zufallsbefund, wobei Patient:innen meist keine Beschwerden verspüren.
Je nach Schweregrad und Symptomen ist eine Operation eine Möglichkeit. Allerdings ist in der Regel die erste Wahl immer eine konservative Therapie. Dabei werden Medikamente in Form von Schmerzmitteln und Physiotherapie eingesetzt. Wichtig ist, dass eine Lebensstilanpassung erfolgt und Patient:innen die Wichtigkeit hinter Bewegung für Ihre Genesung verstehen.
Die optimale Physiotherapeutische Behandlung setzt sich aus der manuellen Therapie und der Bewegungstherapie zusammen. In der manuellen Therapie werden Bewegungseinschränkungen verbessert, Schmerzen gelindert und versucht Raum in der Wirbelsäule zu schaffen. Dies kann aber nur langfrisitg wirken, wenn Bewegungstherapie durchgeführt wird. Dabei werden Übungen zur Kräftigung, Nervenmobilisation, Ausdauerübungen wie Radfahren und Mobilisationsübungen eingesetzt. Durch diese Kombination mit der manuellen Therapie können die Beschwerden langfrisitg gelindert werden.
In schweren Fällen kommt man teilweise um eine Operation oder eine PRT Spritze nicht herum. Die Therapie mit PRT-Spritzen ist eine wirksame Schmerztherapie. Dabei werden Injektionen unter Röntgenkontrolle an die betroffenen Nervenwurzeln gesetzt. Dieses Verfahren lindert die Schmerzen erheblich und lässt sich gut mit der Bewegungstherapie kombinieren.
Bei einer Operation durch ein minimal-invasives Verfahren wird der Spinalkanal erweitert, wodurch es zu einer Dekompression (Druckentlastung) kommt. Dieses Verfahren setzt man nur im Falle von sehr starken Schmerzen und Gehbeeinträchtigungen ein. Dennoch ist danach eine Rehabilitation bei der Physiotherapie erforderlich, um die Teilhabe am Alltag zu fördern und die Funktionen wiederherzustellen.
Es ist immer ratsam zuerst den konservativen Behandlungsweg zu wählen, da eine Operation immer mit einen Eingriff in den Körper einhergeht.
Quellen:
- Ammendolia, C., Hofkirchner, C., Plener, J., Bussières, A., Schneider, M. J., Young, J. J., Furlan, A. D., Stuber, K., Ahmed, A., Cancelliere, C., Adeboyejo, A., Ornelas, J. (2022). Non-operative treatment for lumbar spinal stenosis with neurogenic claudication: an updated systematic review.
- Kasch, R., Truthmann, J., Hancock, M. J., Maher, C. G., Otto, M., Nell, C., Reichwein, N., Bülow,
- Katz, J. N., Zimmerman, Z. E., Mass, H., Makhni, M. C. (2022). Diagnosis and management of lumbar spinal stenosis: a review.
- Raja, A., Hoang, S., Patel, P., Mesfin, F. B. (2017). Spinal stenosis.
- Kasch, R., Truthmann, J., Hancock, M. J., Maher, C. G., Otto, M., Nell, C., Reichwein, N., Bülow, R., Chenot, J. F., Hofer, A., Wassilew, G., Schmidt, C. O. (2022). Association of lumbar MRI findings with current and future back pain in a population-based cohort study.